Durch meinen Beruf und meinen Hobbys bin ich sehr viel auf Autobahnen unterwegs. Jährlich fahre ich ca. 40.000km. Immer wieder ärgere ich mich über Autobahnbaustellen. Wieder und wieder frage ich mich wieso sich manche Autofahrer in Baustellen so dumm verhalten, und wieso es so wenige Dreischicht-Baustellen gibt. Aber zunächst vielleicht einige Zahlen aus dem Jahr 2008:
Es wurden in 2008 130.000 registriert mit einer Gesamtlänge von 375.000 Kilometer. Zum Vergleich, der Mond ist an seinem Erdnächsten Punkt (Perigäum) “nur” 363.300 Kilometer von der Erde entfernt. Baustellen haben als Stau-Ursache daran einen Anteil von 15 Prozent.
34 Prozent aller Stunden im Stau werden dabei in Staus welche von Baustellen erzeugt wurde verbracht. Dies entspricht etwa 80.000 Stunden. Hieraus kann man einen Volkswirtschaftlichen Schaden von ca. 40 Milliarden Euro pro Jahr errechnen welcher durch Baustellenstaus entstehen. Hierbei werden knapp 9 Millionen Tonnen CO2-Emmisionen zusätzlich in die Umwelt gepustet. Darin verpuffen pro Jahr zwölf Milliarden Liter Kraftstoff. Nicht zuletzt verschwendet jeder Autofahrer mehr als 60 Stunden pro Jahr auf der Autobahn im Stillstand.
Muss das wirklich alles sein? Wieso können nicht mehr Baustellen in 24 Stunden und Dreischichtbetrieb ausgeführt werden? Ganz einfach: Der Volkswirtschaftliche Schaden und die Kosten für Unfälle fließen nicht in die Berechnung der Mehrkosten für einen solchen Betrieb mit ein. Es wird lediglich betrachtet wie viel Mehrkosten durch einen solchen Dreischichtbetrieb entstehen – nicht aber die Kosten welche der Volkswirtschaft dadurch entstehen.
Außerdem ist die Bauindustrie hierfür schlichtweg weder Personell noch von den Gerätschaften her ausgestattet. Zu wenig Personal und zu wenig Lichtmasten. Die Bauindustrie ist konservativ und wird sich wohl noch länger hiergegen sperren. Aber seit wann kann die Bauindustrie diktieren wie lange wir im Stau stehen müssen/sollen?
Langsam wachen die Straßenbauämter auf und führen mehr und mehr Baustellen durch bei welchen rund um die Uhr gearbeitet wird. Dies verkürzt die Bauzeiten deutlich. Des Weiteren liegt ein Großteil der Zeit in welcher gebaut wird in der verkehrsarmen Nacht. Dies reduziert nicht nur die Gefahr für die Bauarbeiter sondern auch für die Autofahrer. Die Zeit in welcher Staus entstehen können reduziert sich drastisch.
Einen sehr radikalen Weg, der jedoch Schule machen könnte, ist man auf dem Ruhrschnellweg A40 gegangen. Obwohl die Maßnahme sehr umstritten war, sperrte man die Autobahn voll um Wartungsarbeiten durch zu führen. Gleichzeitig richtete man großräumige Umleitungen ein genau so wie lokale Umleitungen. Die Autofahrer wurden informiert den Bereich zu meiden. Statt der zwei Jahre welche die Baumaßnahme mit regulären Mitteln gedauert hätte, konnte man diese in nur drei Monaten abschließen. Ein Grund dafür war nicht nur das man rund um die Uhr gearbeitet hat, sondern auch, dass man auf keinen Verkehr Rücksicht nehmen musste. Alle Spuren konnten gleichzeitig bearbeitet werden, es mussten nicht dauernd Umleitungen und Spurveränderungen vorgenommen werden. Neben der Zeitersparnis waren die Kosten ein weiterer Faktor für dieses Vorgehen: 5,5 Millionen Euro wurden so gespart!
Der befürchtete Verkehrsinfarkt auf den Autobahnen A52 und A42 ist ausgeblieben. Auch auf den örtlichen Umgehungen durch das Essener Stadtgebiet, auf welchen man 260 zusätzliche Schilder aufstellte und die Ampelschaltungen modifizierte, konnte der Verkehr mehr oder minder ungehindert fließen. Nun sind die Arbeiten an der A40 abgeschlossen und die Umgehungen können entfernt werden. Ein großer Erfolg und ein großartiger neuer Weg für den Straßenbau!
Sicherlich kann diese Methode nicht überall angewendet werden, die Umgebung muss stimmen. Aber er zeigt, dass ein Umdenken stattfindet – ein Umdenken das Autofahrer Hoffnung macht in Zukunft weniger im Stau zu stehen.