Elektroautos…

… bedürfen eines längeren Artikels von mir. Grund dafür sind immer wieder in meiner Timeline und meinem Umfeld auftauchenden Vorurteile. Statt wieder und wieder einzelne Antworten zu verfassen, möchte ich hier versuchen die am weitesten verbreiteten Elektroauto Vorurteile zusammen zu fassen und zu beantworten. Da ich einen längeren Text erwarte, wird dieses auch seit einem Jahr wieder mein erster Artikel auf Deutsch.

Elektroautos…

… haben eine zu kurze Reichweite!

Die Reichweitenangst ist der am meisten verbreitete Grund weshalb sich viele Menschen es derzeit nicht vorstellen können ein Elektroauto zu kaufen. Dabei ist sie sehr häufig absolut unbegründet. Wieso, das zeigt sich daran, dass typischerweise ein Auto in Deutschland 43km am Tag fährt, in ganz Europa fahren 80% der Menschen nicht mehr als 80km pro Tag und gleichzeitig steht das Auto über 23 Stunden sill auf einem Parkplatz oder in einer Garage. Nur 4% in Deutschland fahren mehr als 160 km pro Tag. Das sind Ideale Kennzahlen für ein Elektroauto! Denn 43km bis 160km schafft selbst das Elektroauto mit der kleinsten Batterie spielend, selbst im Winter wenn die Akkukapazität unter den kalten Temperaturen leidet. Ähnliche Zahlen finden sich auch in der Studie des BMVI.

Bildquelle: Emobly.com

Woran sich jedoch viele klammern ist das Verhalten eines Benziner: Ich fahre meinen Tank leer, dann fahre ich an eine Tankstelle und fülle ihn auf. Zugegeben, würde man das selbe immer mit Elektroautos machen, wäre das, aufgrund der längeren “Auffüllzeiten” recht umständlich. Man müßte immer Schnellladen, was mit hohen Verlustleistungen aber auch mit erhöhtem Akkuverschleiß einher geht und selbst dann immer noch 20 bis 30 Minuten dauert! Nicht ideal wenn man mal auf dem Weg zum Bäcker “tanken gehen” möchte. Allerdings sieht die Geschichte bei Elektroautos anders aus:

Die täglichen Standzeiten von Pkw liegen bei 23 Stunden und verteilen sich im Durchschnitt tagsüber auf: 38% in der Garagen bzw. beim Arbeitgeber, 30% auf öffentlichen Straßen und zu 30% in Parkhäusern. Nachts parken 60% in der eigenen Garage, 33% auf öffentlichen Straßen und 6% in Parkhäusern. Man stelle sich nun vor, jeder dieser Garagen und Parkhäuser, sowie viele Parkplätze auf öffentlichen Straßen wären (als Beispiel) mit Handelsüblichen Steckdosen ausgestattet – also keine teure, fancy Wallbox oder dergleichen. Mit einer Spannung von 3 kW, 230 V, Stromstärke 16 A beträgt die Ladezeit für 15kW ca. 5 Stunden. Das entspricht einer durchschnittlichen Fahrleistung von ca. 100km. Somit lade ich an fast jeder normalen Steckdose, egal wo ich parke, so schnell, dass mein Akku quasi nie leer wird… ich starte immer mit einem voll getankten Auto in den Tag, der Strom den ich zum Supermarkt verfahren habe, wird auf dem Supermarktparkplatz nachgeladen usw. Somit SPARE ich effektiv sogar Zeit den ich sonst für den (zugegeben kurzen) Tankstopp meines Benziner gebraucht hätte.

Anders sieht es natürlich aus bei Langstrecke. Hier schneidet natürlich der Verbrenner zunächst besser ab. Tankzeiten von ca. 5 Minuten können mit einem Elektroauto nur schwer unterboten werden. Allerdings darf man sich das Problem auch hier nicht von der alther bekannten und gewohnten Weise angehen. Heutige Elektroautos schaffen in der Regel eine Reichweite von 400km oder mehr und die Ladezeit für weitere 80% Reichweite liegt zwischen 20 und 30 Minuten. Nun ist es durchaus keine schlechte Idee nach 400km (oder 4 bis 4,5 Stunden) eine Pause ein zu legen. Für LKW Fahrer ist diese sogar nach dieser Zeit vorgeschrieben! Sie müssen ihren Truck für 45 Minuten auf einem Parkplatz parken. Nun wissen wir das diese Zeit auch mehr als ausreicht ein Elektroauto so weit auf zu laden, dass man unproblematisch an die 700km Grenze kommt. Und welcher Fahrer der 700km fährt wäre nicht für eine weitere Pause?

Anders gesagt: Unser Fahr- und Tankverhalten wird sich ändern mit Elektroautos. Im alltäglichen Pendeln ist es sogar heute schon meist kein großes Problem, wenn nicht sogar lohnenswert, auf ein Elektroauto zu setzen. Wer Angst hat auf einer Langstrecke zu “verhungern” kann auf Active Hybrids als Firmenwagen setzen beidem ebenfalls die Kurzstrecke vollelektrisch zurückgelegt werden kann und dennoch, bis zur flächendeckenden Verfügbarkeit von Ladestationen, die Langstrecke komfortabel zurückgelegt werden kann. Es ist allerdings eine Mär, dass Elektroautos nicht langstreckentauglich wären!

… sind wartungsintensiv!

Dies kann und muss man absolut verneinen. In einem Elektroauto gibt es sehr wenig bewegliche Teile. Ein Elektroauto kommt in den meisten Fällen mit einem kleinen Getriebe, ein Differenzial und Radaufhängungen aus. Letztere litten Anfänglich noch unter den erheblichen Drehmomenten der Stromer – ein Problem das aber mittlerweile ausgemerzt sein sollte. Die Elektronik und der Motor leben fast unendlich lange – sie haben keine verschleißenden oder beweglichen Teile. Selbst die Bremsen verschleißen, dank Rekuperation, deutlich langsamer als die der verbrennenden Zunft – bis zu 400.000km mit nur einem Satz sind nicht unmöglich.

Ein Achtzylindermotor hat 1.200 Teile, …, ein Elektromotor nur 17.

Manfred Schoch, BMW

Ein Elektroauto muss sich zudem keine Sorgen machen über verschleißende Kupplungen, undichte Kopfdichtungen, zu wechselnde Zahnriemen, defekte Katalysatoren, aufwändige Einspritzsysteme, Kraftstofffilter, Zündkerzen, Benzinfilter, rostende Auspuffanlagen, Luftfilter, aufwändige Ölkreisläufe und diverse andere Nebenaggregate wie Anlasser oder Turbo/Kompressor. Und wo nichts ist, kann auch nichts kaputt gehen!

Alles in Allem werden die Wartungskosten laut einer IFA Studie aus dem Jahr 2012 auf nur zwei Drittel derer eines Verbrenners geschätzt. Die Realität sollte dies mittlerweile jedoch noch weiter nach unten korrigiert haben.

Nach oben korrigiert werden musste die Haltbarkeit der Akkus. Ging man, auch in CO₂ Äquivalenzberechnungen von einer maximalen Lebensdauer von 150.000km aus, so gibt es bereits heute in den USA Tesla Flotten die ein vielfaches davon mit einer Batterie geschafft haben. Hier kommt es selbst nach 260.000 Kilometern zu nicht einmal zehn Prozent Kapazitätsverlust. Auch in Deutschland gibt es Beispiele – ein Tesla mit 1 Million Kilometern!

Was Wartung und Verschleiß angeht, kann man also nur generelle Entwarnung geben. Ausserdem muss man stets betonen: Moderne Elektroautos gibt es in ernsthafter Form erst seit wenigen Jahren und schlagen auf dem Gebiet schon heute die Verbrenner! Gebt ihnen noch fünf bis zehn Jahre Zeit, und sie werden noch weitaus besser werden. Für den Verbrauer kann es kaum etwas besseres geben!

… sind zu teuer!

Und das stimmt! Im Vergleich zu Fahrzeugen gleicher Klasse sind sie deutlich teurer. Und das verwundert ja zunächst, denn die Technik ist deutlich simpler und sonst ist auch nicht viel anders an einem Stromer.

Der Hauptkostenpunkt bei einem Elektroauto ist jedoch der Akku. Dieser macht um die 40% des Preises des Fahrzeuges aus und ist natürlich abhängig von der Größe des Akkus. Abhängig von der Preisentwicklung der Batterien ist es also sehr gut möglich, dass Stadtflitzer bald günstiger sind als ihre Benzin-Konkurrenz, Langstreckenfahrzeuge werden aber wohl langfristig in der Anschaffung teurer sein.

Bildquelle: Stawag-emobil.de

Jedoch, wie man in dieser Infografik sieht, sinkt der Preis für Akkus drastisch. Zwischen 2010 und 2016 sanken die Kosten für eine Kilowattstunde auch laut McKinsey um etwa 80%! Gleichzeitig steigt die Energiedichte der Akkus.

Es ist also zu erwarten, dass der Preisnachteil zumindest mittelfristig geringer wird und danach durch die niedrigeren Kosten für Wartung und Treibstoffe mehr als ausgeglichen wird. Die Wahrnehmung, dass Elektroautos teuer sind mag also zumindest im Moment für Langstreckenfahrzeuge wahr sein.

Der ADAC hat zu diesem Thema eine gute Aufstellung verschiedener Modelle mit ihren verbrennenden Geschwistern aufgestellt und kommt dabei schon heute zu überraschenden Ergebnissen wenn man die Gesamtkosten auf den Kilometer herunterreicht. Entscheidend hierbei ist der faire Vergleich mit gleich ausgestatteten und motorisierten Geschwistern und nicht mit dem günstigsten Basismodell.

… haben eine schlechte Ladeinfrastruktur!

In der Sektion über die Reichweite wurde ja bereits erörtert, dass das Konzept eines Elektroautos uns eigentlich vom “Tanken” befreit sobald an vielen öffentlichen wie privaten Parkplätzen Ladestationen verfügbar sind.

Aber abgesehen von öffentlichen Ladestationen und Schnelladern besteht immer auch die Möglichkeit zuhause zu laden. Und dabei braucht man nicht unbedingt Starkstrom oder eine Wallbox. Legen wir einen Tesla Model 3 zugrunde (Realverbrauch ca. 20kWh/100km / Herstellerangabe ca. 16kWh/100km): An einer Haushaltssteckdose dauert das Laden dieser 20kWh knapp 6 Stunden (Rechenweg: Phasen (1) * Spannung (230 V) * Stromstärke (16 A) = Ladeleistung (3,7 kW) // Batteriekapazität (20kWh) / Ladeleistung (3,7kW) = Ladezeit (5,4 Stunden))! Legt man nun zugrunde, dass man Abends um 20 Uhr nach Hause kommt und um 7 Uhr morgens im Schnitt das Haus verlässt (Standzeit 11 Stunden), reicht die Standzeit alleine schon aus 200km Reichweite zu “tanken”. Sollte also der tägliche Fahrtweg im Schnitt kürzer sein als das, müßte der Fahrer, außer auf langen Fahrten, nie eine Ladesäule aufsuchen!

Und wenn man öffentlich Laden wollen würde? Die Ladesäulenkarte der Bundesnetzagentur verzeichnet schon heute mehr als 12.000 öffentlicher Ladesäulen. Darin nicht enthalten sind nicht Ladenetze von beispielsweise Tesla, da sie nur ihren eigenen Fahrzeugen vorbehalten sind, oder nicht öffentliche Ladesäulen beispielsweise auf Firmengeländen für Mitarbeiter. Unter Chargemap.com bekommt man sogar noch detailliertere Zahlen, auch für das Europäische Ausland. 

Sowohl Chargemap wie auch Statista geben die Zahl der in Deutschland befindlichen Ladestationen mit etwa 18.000 an! Dazu kommt die Zahl der einzelnen Ladepunkte von zwischen knapp 50.000 und knapp 60.000 (je nach Quelle). Um diese Zahl ins Verhältnis zu setzen: Das ist bereits heute mehr als es Tankstellen (14.000 laut Statista) in Deutschland gibt! Kritiker werden nun sagen: “Aber das reicht ja nicht aus, wenn wir alle Elektroauto fahren!”. Und damit haben sie vollkommen recht! Selbst diese hohe Zahl, plus natürlich alle privaten Lader, wird nicht ausreichen wenn von heute auf morgen alle PKW durch Elektroautos ersetzt würden. Aber das wird, ausser jemand hat drei Wünsche bei einer Elfe oder einem Genie frei, auch nicht passieren! Wir sprechen von einem jahrelangen Wachstum des Elektro-Anteils am Straßenverkehr und damit auch einem marktgerechten Wachstum der Lademöglichkeiten. Denn, und wir leben ja in einer Marktwirtschaft, die Strombetreiber wollen ihr Produkt natürlich an den Man und an die Frau bekommen! Eine zweite Grundlage hierfür bildet der “Masterplan Ladeinfrastruktur der Bundesregierung” der hierfür ebenfalls die Grundlagen schafft.

Ein Argument wird auch immer wieder genannt: Ich lebe in einer Mietwohnung! Ich kann ja gar nicht zuhause laden! Viele Mietobjekte mit Parkplätzen werden in den kommenden Jahren von alleine nachgerüstet werden mit Ladepunkten – schon aus dem Eigennutz heraus. Solvente Mieter kaufe Neuwägen, Neuwägen werden in Zukunft aller Voraussicht zu einem großen Teil Elektrisch sein. Möchte man nun also diese solventen Mieter bekommen, muss man Grundlagen schaffen. Genauso wie es heutzutage mit Infrastruktur wie Internet versucht wird. Und Altbauten oder Wohnungen für weniger wirtschaftlich Starke? Diese werden sich auch in Zukunft vermutlich eher Gebrauchtwagen kaufen und die werden auf absehbare Zeit alle noch mit Benzin oder Diesel betrieben werden. Denn eines ist klar: Funktionierende Autos zu verschrotten um Elektrisch zu fahren, macht keinen Sinn! Wir sprechen nur von Neuwägen. Bis wir also an einen Punkt kommen, wo auch Elektroautos in dieser Klasse als Gebrauchte angeboten werden, werden auch diese Vermieter nachziehen müssen. Und für die ohne eigenen Stellplatz? Diese stellen ihre Autos auf öffentlichen Flächen ab – und hier gilt es seitens Stadt, Land und Staat Lademöglichkeiten zu schaffen. Alles ist ein gradueller Prozess der in erster Linie durch die Nachfrage getrieben wird!

Doch woher kommt die Angst vor der vermeintlich zu geringen Reichweite? Ein Grund für die Reichweitenagst ist das Versprechen der Autoindustrie von der Freiheit überall hin fahren zu können zu jeder Zeit und mit jeder Geschwindigkeit. Dieses Versprechen und dieses Freiheitsgefühl scheint es mit einem Elektroauto zunächst nicht zu geben. Hier ist viel Aufklärung nötig! Etwa, dass ein Elektroauto Fahrer gerade vom Tanken befreit, da das Auto bequem über Nacht, auf dem Parkplatz der Firma oder im Parkhaus beim Einkaufen aufgeladen wird und man quasi immer in ein vollgetanktes Auto einsteigt. Davon abgesehen braucht man diese riesigen Reichweite meist nur eine Hand voll Male im Jahr. Und selbst dann ist eine (Lade)Pause von 20 oder 30 Minuten alle 400km nicht die schlechteste Idee die man haben kann!

… sind umweltschädlicher als Diesel…

Ob ein Elektroauto umweltschädlicher oder umweltfreundlicher ist als ein Diesel hängt hauptsächlich davon ab wie er geladen (im Betrieb) und wie er produziert wird (in der Produktion / Ressourcen und Produktionsbedinungen). Last but not least aber auch davon, mit was man ihn genau vergleicht. Der Spiegel hat einmal aufgelistet welche groben Fehler in den Vergleichen häufig gemacht werden. Das fängt an beim Vergleich mit einem fairen Kontrahenten: Einem vergleichbar ausgestatteten und leistungsfähigen Diesel und hört auf beim fairen Erzeugen der Rohstoffe – inklusive der Ölerzeugung. Nachfolgend möchte ich dazu ein paar Impulse geben:

… in der Produktion bei…

Bei der Produktion der Elektroautos geht es im Grunde um zweierlei: Dem CO₂ Rucksack bei der Produktion und den verbauten Rohstoffen Lithium und Kobalt beiden Batterien. Bei Allem Nachfolgenden sollte man jedoch beachten das der Abbau von Rohstoffen immer zu Belastungen der Umwelt führt und man diese genau abwägen muss. Letztendlich, und dazu mehr im “Fazit”, ist es nicht damit getan alle Verbrenner-Autos in Elektro-Autos um zu wandeln. Idealerweise geht das einher mit einem sich veränderten Mobilitätskonzept in dem es wieder mehr um Bahnfahren, Car Sharing und ähnliche Dinge geht, als um Autos die 23 Stunden am Tag still stehen.

Ein anderer Aspekt ist, dass der Abbau von Lithium und anderen benötigten Rohstoffen heutzutage in Teilen recht unreguliert erfolgt und natürlich heute in großem Maße für Handys, Laptops und andere Dinge des täglichen Lebens (immer wieder verwunderlich, dass dieses Thema erst aufkommt jetzt wo es um Elektroautos geht?) verwendet wird. Schon heute haben Automobilhersteller angekündigt selbstverpflichtend nachhaltigen Abbau zu fördern – zum Beispiel Daimler. Denn mit steigender Industrialisierung wegen des steigenden Bedarfs, wird dieser Bereich stärker reguliert und genauer kontrolliert werden. Die Produktion wird effizienter und hoffentlich umweltfreundlicher. Last but not least wird auch an Alternativen zu Lithium geforscht (siehe “… aber Alternativen”).

Die meist zitierte Quelle, dass Elektroautos und dessen Batterien im CO₂-Fußabdruck besonders schlecht gegenüber Diesel abschneiden, ist eine IVL Studie aus dem Jahr 2017. Diese Meta-Studie, die 14 ältere Studien auswertet, scheint zu belegen was alle Vermuten: CO₂-Fußbdruck durch die Batterieproduktion ist immens und über die Lebensdauer eines Elektroautos kaum auf zu holen! Ein Mercedes C220 CDI kommt demnach auf einen Ausstoß von 141 Gramm CO₂-Aquivalenten pro Kilometer (Treibstoff und Produktion umgerechnet) und ein Tesla Model 3 Long Range auf 155 bis 180 Gramm! Nun hat das IVL aber eine neue Studie veröffentlicht! Diese Studie berücksichtigt wesentlich neuere Studien als die von 2017 (dort gingen die zugrundeliegenden Studien zurück bis ins Jahr 2004!) . Die neue Studie aus dem Jahr 2019 enthält auch neuere Erfahrungswerte bezüglich Haltbarkeit und Recycling der Batterien sowie neuere effizientere Produktionsmethoden. All dies hat einen erheblichen Einfluss auf die CO₂-Bilanz der Akkus! Das IVL kam 2017 noch auf einen Wert von 150 bis 200 kg CO₂-Äquivalente pro Kilowattstunde. In der neuen Studie haben sie den Wert von 61 bis 106 kg CO₂-Äquivalente pro Kilowattstunde errechnet! Sie nennen ebenfalls noch weitere, große Potentiale diese Bilanz weiter zu senken beispielsweise durch noch besseres Recycling oder noch bessere Haltbarkeit.

Alle neueren Studien zeigen, dass Elektroautos, die mit dem normalen Strommix betrieben werden, bereits heute geringe Klimaschutzvorteile haben. Werden Elektroautos überwiegend mit grünem Strom betrieben, ergeben sich bereits heute deutliche Klimaschutzvorteile. Es gibt also keinen Grund mehr, sich hinter Life-Cycle-Studien zu verstecken, um die Verkehrswende einzuleiten.

Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin

Der Spiegel hat ebenfalls einen ganzen Artikel dem Thema “Wie das Elektroauto schlechtgerechnet wird” gewidmet. Hier beziehen sie sich noch auf die alte 2017er IVL Studie und kommen zu einem ähnlichen Schluss als die 2019er IVL Studie. Der CO₂-Fußabdruck hängt vom getankten Strom und vom Strom in der Akkuproduktion ab. In einer Idealen Welt (100% regenerativer Strom beim Laden und in der Produktion – beides mittelfristig nicht unrealistisch) kommen sie zu diesem Ergebnis im Vergleich Mercedes zu Tesla:

Bildquelle: Spiegel.de

Vergleicht man statt einem Mercedes C220 gar einen Mercedes C300, der in seiner Motorleistung noch immer weit unter dem des Tesla liegt, wäre der Diesel-Balken gar nicht schon bei 141 sondern erst bei 176 Gramm CO₂ zu Ende.

… Lithium und Wasser!

Der Hauptkritikpunkt an der Lithiumgewinnung ist ihr hoher Wasserverbrauch. Dabei geht es hauptsächlich um den Verbrauch bei einer der beiden Gewinnungsmethoden: Der Verdunstung von Salz- und Süßwasser. Neben der Tatsache, dass z.B. Volkswagen schon angegeben hat, aus diesem Grund kein Lithium aus dieser Quelle zu verwenden, sollte man den Wasserverbrauch jedoch auch ins Verhältnis setzen. Volksverpetzer widmet einen ganzen Artikel dem Thema Wasserverbrauch – in Teilen werde ich die Inhalte wiedergeben. Für Details bitte den Volksverpetzer Artikel lesen.

Demnach wird für die Produktion von einem Kilogramm Lithium ca. 2000 Liter Wasser verbraucht. Andere Quellen berichten niedrigere Werte – aber für eine worst-case Rechnung richte ich mich daran. Für einen Tesla Model 3 Akku entsteht so ein Wasserverbrauch von ca. 14.000 Litern! Das hört sich zunächst viel an, bis man sich anschaut, dass das in etwa dem benötigten Wasser zur Herstellung von nur einem Kilogramm Rindfleisch entspricht! In Summe könnte man also den Wasserverbrauch seines E-Autos wieder wett machen, indem man auf den Kauf von einem Kilogramm Fleisch aus ausländischer Produktion verzichtet (und dabei ist die Urwaldrodung und der Transport hierher noch nicht eingerechnet). Und dabei muss man betonen, dass dies nur für die Produktion von Lithium aus Verdunstung der Fall ist – nicht für den Abbau in Bergwerken. Die Hälfte des weltweit abgebauten Lithiums kommt aus dem Bergbau in Australien und nicht aus Verdunstungsanlagen in anderen Ländern.

Um ein realistisches Bild zu bekommen muss man aber auch den Wasserverbrauch für Benzin/Diesel anschauen! Für die Förderung eines halben Liters Rohöl wird ca. ein halber Liter Wasser benötigt für die Raffinieren zu Benzin weitere 0,6 Liter. Am Ende benötigt die Herstellung eines Liters Benzin ca. zwei Liter Wasser (Zahlen und Links siehe Volksverpetzer). Bei einer durchschnittlichen Fahrleistung sind das ca. 2000 Liter pro Fahrzeug pro Jahr die dauerhaft und nicht nur bei der Herstellung anfallen.

Bildquelle: Tenor.com

Des Weiteren kontaminiert bereits ein kleiner Tropfen Öl tausende Liter Wasser (1 Liter Öl kontaminiert 1 Million Liter Wasser)! Und als Beispiel für die anderen Größenordnungen an “Wasserverbrauch” von welchen man hier redet: Jedes Jahr gelangen 150.000 Tonnen Erdöl allein ins Mittelmeer! Die Ölförderung und Verschmutzungen durch Öl verbrauchen also um eine bis mehrere Potenzen (not even close) mehr Wasser als es der Lithiumabbau je könnte!

Dennoch kommt es aktuell zu Fällen bei welchem knappe Wasservorräte von lokal lebenden Völkern abgegraben werden! Das ist natürlich nicht zu entschuldigen und nicht zu tolerieren! Allerdings muss man dazu sagen, dass dies aktuell zu einem Großteil Lithium ist das NICHT für Elektroautos verwendet wird sondern für das neue Handy, den neuen Laptop oder andere Geräte mit Batterie. Teil der Mobilitätswende muss sein, dies ebenfalls in den Griff zu bekommen!

… Kobalt und die Kinderarbeit!

Und dann wird bei Akkus immer wieder über die Kobaltproduktion und die Kinderarbeit gesprochen. Hier muss man sagen: Schuldig im Sinne der Anklage. Über zwanzig, dreißig Jahren wurde das Kobalt, das wir für unsere Dinge des täglichen Lebens benötigten, zum Teil auch durch (besonders im Kongo) Kinderarbeit gewonnen. Aber warum werden diese Themen gerade im Zusammenhang von Elektroautos so emotionalisiert? Ich vermute mal eher durch Lobbyversuche der Ölindustrie oder der ewig gestrigen.

Dabei sorgt gerade die große Nachfrage nach Akkus dazu, dass sich hier etwas in die positive Richtung bewegt. Daimler beispielsweise tut viel dafür, dass sie nur Kobalt aus fairem, nachhaltigem Abbau verwenden. Solche Initiativen gibt es immer mehr seit alle Hersteller sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen. Gut möglich also, dass man bald keine Akkus mehr kaufen kann die mit Hilfe von Kinderarbeit zustande gekommen sind, weil der öffentliche Fokus diese positive Entwicklung vorangetrieben hat.

Ein weiterer Faktor ist, dass Kobalt nicht unersetzbar ist! Golem.de hierzu:

Neben Nickel und Mangan kann das Kobalt in Lithium-Ionen-Akkus auch durch Eisenphosphat ersetzt werden. Phosphor ist das elfthäufigste Element in der Erdkruste, pro Jahr werden über 40 Millionen Tonnen Phosphat als Dünger produziert. Lithium-Eisen-Phosphat-Akkus können Energie schneller aufnehmen und abgeben, haben aber bei vergleichbarer Kapazität etwa das doppelte Gewicht.

Aussichtsreicher als Ersatz sind Lithium-Schwefel-Kathoden. Über 70 Millionen Tonnen Schwefel fallen jährlich in Entschwefelungsanlagen bei der Verbrennung von Kohle oder der Produktion von schwefelfreien Kraftstoffen an. Die Kathoden bestehen dabei nur aus Lithium, Schwefel und Kohlenstoff als elektrischem Leiter. Sie hätten theoretisch auch eine höhere Kapazität als die Abwandlungen von Lithium-Kobalt-Oxid-Kathoden. Aber aktuelle Konstruktionen von Schwefel-Kathoden lösen sich während des Ladezyklus noch zu leicht im Elektrolyt des Akkus auf und haben deshalb keine hohe Standfestigkeit.

Quelle: Golem.de

Auch Bloomberg.com zitiert Tesla bereits 2018, dass der Kobaltanteil in ihren Akkus Richtung 0 geht. Das Thema, so wichtig es auch ist, regelt sich somit in jedweder Richtung schneller von selbst, als es jedem Kritiker recht sein dürfte.

… aber Alternativen zum Lithium-Akku!

Jedoch stehen heute bereits alternative Batterietechnologien in den Startlöchern. Denn man def nicht vergessen, dass die Serien-Entwicklung des Elektroautos erst weniger als zehn Jahre alt ist! Ein Beispiel für diese Entwicklungen ist die Firma Innolith, die bereits mit der Erprobung eines mit einem anorganischen Elektrolyts gefüllten Akkus gestartet sind. Ein weiteres die Weiterentwicklung von Lithium-Ionen Akkus mit einer Heizung, die sie viel haltbarer machen soll. T3N hat die neuesten Entwicklungen zusammengetragen. Diese Technologien werden es mittelfristig erlauben wesentlich höhere Energiedichten und schnellere Ladezeiten zu erreichen und Akkus kosten- und Umweltfreundlicher zu bauen.

… im Betrieb!

Elektroautos verbrauchen, wie wir bereits gelernt haben, in der Produktion die meisten Ressourcen. Möchte man nun einen fairen Vergleich von Elektro und Benzin durchführen muss man dessen Energieverbrauch über die gesamte Lebensdauer mit einer zugrundeliegenden Laufleistung berechnen. Und da sieht es nicht gut aus für Benziner oder Diesel. In vielen Vergleichen wird so gerechnet:

  • X km pro Jahr produziert Menge Y an Co2 * Z Jahre im Betrieb
  • Fahrzeugherstellung produziert Menge Q an Co2

Diese Rechnung ist im Grunde korrekt, jedoch vergisst sie eines: Benzin muss erzeugt und transportiert werden! Er entsteht nicht an der Tankstelle! Diese Rechnung nennt man: “From Well to Wheel” und berücksichtigt sehr viel mehr Komponenten als die reine Verbrennung des Endprodukts. So kann man beispielsweise nach der EUCAR Studie zum CO2 Ausstoß der Verbrennung noch etwa 19% bei Benzin und 20% bei Diesel dazu rechnen! Dies sind Emissionen die rein und allein der Herstellung und Transport zuzurechnen sind. Eine weitere Komponente, die Zerstörung der Umwelt durch Unfälle oder Öllecks von Pipelines oder Austritt von Öl bei der Produktion sind hier noch nicht einmal eingerechnet. Wer also behauptet “Strom kommt nicht aus der Steckdose” muss sich zunächst auch mit diesen Dingen auseianndersetzen.

Aber vielleicht eine etwas sprechendere Zahl: 42kWh reicht für einen Tesla Model 3 für um die 200km Reichweite. Laut Andreas Burkert von Springer Professional benötigen 6 Liter Benzin eben genau diese Energiemenge um bis in den Tank zu gelangen! Er berücksichtigt dabei den spezifischen Energieaufwand für Erdölförderung, den Transport des Rohöls zu den Raffinerien, den Transport des Rohöls per Pipeline, den Energieaufwand für das Raffinieren von Rohöl und den Transport der Otto- und Dieselkraftstoffe an die Tankstelle. Alles zusammen genommen kommt er dabei auf eben diese 42kWh Strom die benötigt werden. Also, bevor sich das Benzin Auto erst in Bewegung gesetzt hat, hat der Elektro (von der Co2 Bilanz im Betrieb) bereits mindestens 200km fortbewegt. DANN kann man erst die Belastung durch das tatsächliche Verbrennen hinzurechnen!

Rechnet man nun also die oben genannte Rechnung mit neuen Werten, kommt man zu ganz anderen Ergebnissen. Auf diese Weise rechnen sich Elektrofahrzeuge trotz ihrer nach Co2-Emissionen teuren Batterie SEHR viel früher.

Die Rechnung hängt auch davon ab welche Werte man für die Well-to-Wheel Rechnung der Elektroautos zugrunde legt. Hier ist der Ökostrom Anteil natürlich entscheidend. Eine Strategie hin zu 100% erneuerbarem Strom ist natürlich wichtig! Aber das wird uns ja UNMENGEN an Geld kosten!? Und Ökostrom ist VIEL teurer als konventioneller Strom!? Ja, und nein. Natürlich kostet der Aufbau einer neuen, nachhaltigeren Infrastruktur einmalig Geld … viel Geld. Hätte man hiermit vor 20 oder 30 Jahren nach im Sinne eines langfristigen Plans und einer Vision angefangen, wäre es vermutlich kostenneutral gegangen. Da wir es heute eilig haben, nicht mehr. 

Bildquelle: DW.com

Aber selbst wenn man neue Kraftwerke baut, ist doch Kohle und Atom günstiger, oder? NEIN! Schon heute schlagen Wind und Sonne die Kosten für Atom, Öl oder Kohle zum Teil deutlich! Und die Differenz wird nur noch größer wenn man die Gesundheits- und Umweltschäden mit in die Rechnung mit einrechnet. Kosten die man heute nicht über die Stromrechnung sondern über seine Steuern bezahlt! Geld, das besser in den Ausbau erneuerbarer Energien fließen sollte, als in das Aufräumen von Atommüll, den Rückbau von Anlagen oder gar (und das vergessen viele) den Unterhalt alter Steinkohle Minen unter dem Ruhrgebiet damit oberirdisch keine Häuser einstürzen! Es gibt nicht nur keine Umweltargumente nicht auf Erneuerbare Energien zu setzen, es gibt auch keine Wirtschaftlichen Argumente!

… sind gefährlich wenn es Brennt!

Bildquelle: Brock Archer

Wer kennt es nicht aus sozialen Medien? Fotos und Stories von brennenden Elektroautos die Angst machen und Skepsis wecken sollen.

Zum Glück sind viele dieser Geschichten Falschmeldungen wie zum Beispiel die zuletzt gepusteten Bilder und Videos eines explodierenden vermeintlichen Elektroautos. Aber natürlich kommt es auch bei Elektroautos zu Bränden. Dabei stellen sich genau zwei Fragen: “Kommen diese Brände häufiger vor als bei herkömmlichen Fahrzeugen?” und “Ist ein brennendes Elektrofahrzeug gefährlicher als ein Benziner?”.

Karl-Heinz Knorr, Leiter der Feuerwehr Bremen und Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbands gibt in einem Spiegel Interview in beiden Punkten Entwarnung. Von einem Elektroauto geht keinesfalls eine höhere Brandgefahr aus als von Benziner. Aber auch andere Artikel befassen sich damit.

…die Brandgefahr ist mit der eines Verbrenners vergleichbar. In hochwertigen Batterien stecken viele Sicherheitssysteme, die eine Selbstentzündung verhindern.

Karl-Heinz Knorr

Zum Einen ist das ein Resultat vieler Schutzsysteme in einem Akku, aber auch die Art und Weise wie die meisten Akkus in einem solchen Auto verbaut sind: Maximal geschützt im Unterboden sind sie auch bei einem Unfall keine erhöhte Gefahrenquelle. Oftmals anders als viele brennbare Flüssigkeiten in einem Benziner die sich allesamt in der Crashzone vorne am Auto befinden.

Aber wenn es dann doch mal brennt, ist ein brennender Akku dann nicht wahnsinnig gefährlich? Auch hier gibt Knorr Entwarnung.

(Ein Brand eines Elektroautos; Anm. d. Red.) Nicht gefährlicher als der Brand eines “normalen” Pkw. Denn in einem Elektroauto ist nicht mehr Energie gespeichert als im vollen Tank eines Verbrenners.

Karl-Heinz Knorr

Es geht also keine größere Gefahr von Elektroautos aus als von Benziner. Im Grunde ist die Explosionsgefahr sogar geringer da es bei einem Akku ehr zu einem “Thermal Runaway” kommt als zu einem explosiven entweichen von Energie.

Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch im Löschen und Aufbewahren der Wracks. Ein Elektroauto kann zwar mit Wasser statt Schaum gelöscht werden – davon wird jedoch sehr viel benötigt da der Akku sich ständig wieder aufheizen und selbst entzünde kann. Er muss also gekühlt werden. Und weil es bis zu 24 Stunden nach dem Brand noch zu einer Selbstentzündung kommen kann müssen die Entsorgenden Betriebe Wasserbecken bereitstellen in welchen die Wracks in der Zeit gelagert werden können. Das ist ein Prozess der sich einspielen muss – der aber nicht komplex oder schwierig um zu setzen wäre. Die Sicherheits- und Bergungskräfte müssen (und werden) zusätzlich geschult.

… werden unser Stromnetz lahmlegen!

Ein weit verbreiteter Mythos ist, dass, sollten wir alle Elektroautos fahren, die Stromnetze diese Belastung garnicht standhalten könnten und wir mit Blackouts rechnen müssen.

Laut EnBW kann das deutsche Stromnetz in seiner jetzigen Form schon 13 Millionen Elektrofahrzeuge versorgen. Das entspricht einem E-Auto-Anteil von etwa einem Drittel. Der Konzern rechnet vor: Für eine Million E-Autos würden rund 0,4 Prozent Strom zusätzlich benötigt – bei einem durchschnittlichen Verbrauch pro Fahrzeug von 20 Kilowattstunden je 100 Kilometer und 15.000 Kilometern Jahresfahrleistung. Lediglich in Ballungsräumen könnte es bei dieser Menge an Elektroautos stand Heute zu Engpässen kommen.

Bildquelle: Statista.com

Selbst wenn der heutige Wachstumstrend also weiterginge, sind wir von einer Million Elektroautos, geschweige denn 13 Millionen Elektroautos noch Jahre entfernt. Jahre, die die Energieversorger dafür nutzen können das Stromnetz in den Regionen weiter aus zu bauen in welchen Engpässe zu vermuten sind. Dies ist aber ohnehin etwas das Energieversorger ständig machen um dem wachsenden Strombedarf in manchen Regionen (neue Industriegebiete oder wachsende Städte) gerecht zu werden.

Gleiches berichtet Eon, die ebenfalls für eine Million Elektroautos kein Problem sehen. Hier sieht man einen Teil der Lösung für die Zukunft in Smart Grid – ein sich selbst regulierendes Netzwerk an Verbrauchern in einem Stromnetz. So könnte das Netz entscheiden wann Elektroautos geladen werden, nämlich dann, wenn z.B. genug Windstrom zur Verfügung stehen. Oder es könnte dafür sorgen, dass nicht alle Autos in einer Nachbarschaft gleichzeitig laden sondern das dies über einen gewissen Zeitraum gestaffelt wird.

Und ähnliches hat auch McKinsey in seiner Studie herausgefunden. Sie sehen bis 2050 nur 40% aller Autos in Deutschland elektrisch fahren werden. Selbst diese Menge hat nur einen marginalen Einfluss auf die gesamte gebrauchte Strommenge:

Bildquelle: McKinsey.com

Zwar ist es mit knapp 36% der am stärksten wachsende Sektor, jedoch macht er selbst mit 40 Millionen Elektroautos gerade mal knapp 16% der gesamten benötigten Strommenge aus. des Weiteren führen auch sie aus, dass der Stromverbrauch durch Elektroautos sich wiederholenden und recht gut planbaren Schemata folgen. Was nichts anderes heißt als: Man kann es gut planen und am Ende auch steuern.

Fazit ist also, dass bei niemandem das Licht ausgeht nur weil wir 1 Million oder mehr Elektroautos in Deutschland haben werden. Die Energieversorger sind relaxed, also sollten wir es auch sein.

… vernichten unsere Arbeitsplätze!

Das scheint derzeit zumindest eine wahre These zu sein. Aktuell bauen Audi und Daimler Stellen ab u.A. um Kosten zu sparen um das freigewordene Geld in die Elektromobilität re-investieren zu können. Der Bundesverband der Elektromobilität rechnet so bundesweit mit ca. 50.000 abgebauten Stellen in der Produktion und Entwicklung von Verbrennungsmotoren.

Gleichzeitig muss man allerdings betonen, dass wir in Deutschland noch immer unter Fachkräftemangel leiden und speziell hochqualifizierte und Erfahrene Mitarbeiter recht schnell wieder eine Stelle finden sollten. Zumal vieles dieser abgebauten stellen ohne Kündigungen sondern durch nicht nachbesetzten von Abgängen durchgeführt werden.

Doch auch die Elektromobilität wird hierzulande Arbeitsplätze schaffen! Der Bundesverband der Elektromobilität rechnet allein in den nächsten zehn Jahren mit einem Arbeitskräftebedarf von 255.000 Menschen die für den Bau und den Betrieb der Ladeinfrastruktur! Hinzu kommen Projekte wie das jüngst vorgestellte Tesla Werk in Brandenburg und das Planungszentrum in Berlin mit etwa 7.000 zu entstehende Stellen oder der CATL-Zellfabrik in Thüringen mit Einfalls 600 benötigten Arbeitskräften.

Leider hat Deutschland das Heft der Innovation im Elektromobilitätsbereich aus der Hand gegeben indem man zu lange gezögert und zu lange an einem breiten Fächer an alternativen Lösungen herumgeforscht hat. Im Grunde nichts falsches, jedoch sehrwohl falsch wenn keines dieser Techniken zur Marktreife entwickelt und damit in eine Markt- und Technologieführerschaft gemünzt werden kann.

Ein Unternehmen das Anfang der 2000er bereits als Marktführer einen Technologietrend verschlafen hat war Nokia! Und heutzutage würde man niemals auf die Idee kommen Smartphones zu verteufeln und sie dafür verantwortlich machen, dass Nokia daran fast zerbrochen ist. Nein! Es war die verschlafene Entwicklung des Konzerns selbst die sich auf ihrer Marktführerschaft ausgeruht haben und nicht innovativ waren – genau wie Deutsche Automobilkonzerne noch bis vor einem Jahr. Sollte es also zu einem Nettoverlust von Arbeitsplätzen kommen, wonach es derzeit nicht aussieht, wäre dies in erster Linie dem Zögern der Automobilindustrie und das lange Festhalten an Verbrennerfahrzeugen geschuldet.

While e-mobility is likely to be highly disruptive, significant uncertainty exists about the timing of EV adoption and how quickly, or not, that will ramp up. Regardless of which EV forecasts automakers believe and plan for, they will need to be more creative and agile in order to surmount four major challenges that hinder EV profitability today.

McKinsey

… werden durch Wasserstoffautos ersetzt

Das ist, zumindest nach heutiger Entwicklung nicht zu erwarten. Grund dafür ist der niedrigere Wirkungsgrad von Brennstoffzellen Autos. Dieser liegt für das Gesamtsystem bei etwas um die 50% … was noch immer ein Quantensprung gegenüber Verbrennerfahrzeugen ist, die bei zwischen 22 und 25% liegt. Elektroautos kommen da auf 70% (bei Schnellladern) und 90% (bei regulär geladenen Akkus) noch mal deutlich drüber. Dies reduziert die insgesamt benötigte Energiemenge natürlich drastisch. Zumal Brennstoffzellenautos viele der Nachteile von Elektros nicht wett machen: Sie sind nicht sicherer oder gefährlicher mit ihren 700 Bar Tanks, sie haben keine größere Reichweite mit um die 400km (Mercedes F-Cell) und auch nicht günstiger, man müßte ebenso wie bei Elektro eine neue Infrastruktur zum Tanken aufbauen und man müßte den Wasserstoff zu den Tankanlagen hin transportieren. Quelle: Auto, Motor und Sport

Ich denke, was viele an Wasserstoff sympathischer finden als an Strom: Die Gewohnheit des Tankens bleibt gleich. Ähnlich wie Menschen die von Zigarette auf E-Zigarette oder Zahnstocher wechseln. Hauptsache man muss seine Gewohnheit und seinen Ablauf nicht zu sehr ändern. 

Brennstoffzellen Antriebe werden aber vermutlich sehr wohl eine große Zukunft haben für LKW oder Schiffe. Da, wo die zusätzliche Energiedichte sehr wohl eine große Rolle spielt. Wo eine gleichmäßigere Leistungsabgabe auch den Brennstoffzellen mehr entgegen kommt. Vielleicht sehen wir irgendwann ja auch die ersten Brennstoffzellen Flugzeuge?

… Fazit

Elektroautos und speziell ihr Akku sind sehr viel besser als ihr Ruf. Sie sind heute schon Alltagstauglich für die absolute Mehrheit aller Autofahrer – lediglich die Industrie hinkt noch hinterher. Das betrifft die Automobilhersteller die nur eine begrenzte Modellpalette anbietet (entweder sehr kleine oder sehr große Autos) sowohl als auch die Ladeinfrastruktur (wieso hat noch nicht jeder zweite Parkplatz in jeder Tiefgarage Minimum eine Steckdose?) wie auch die Politik (Regenerative Energien werden zu wenig gefördert, Ladeinfrastruktur wird zu wenig gefördert und Diesel/Fossile Brennstoffe werden dagegen noch zu sehr gefördert). Dennoch kann schon heute jeder Elektro fahren! Reichweite ist kein Problem, Laden auch nicht, die Umwelt wird es einem so oder so danken und oft der Geldbeutel auch.

Dennoch muss man sich fragen wieso es so viele Falsche Meldungen, Sharepics und Skeptizismus rund um Elektroautos gibt? Dies hängt IMHO mit einer gewissen Angst vor Veränderung / Angst vor dem Neuen zusammen, der Angst zugeben zu müssen das man mit seinem jetzigen Diesel einfach etwas falsch macht, aber auch damit zusammen, dass Autohersteller und Anbieter Fossiler Brennstoffe ein handfestes wirtschaftliches Interesse daran haben, dass dieser Wandel so langsam wie möglich vonstatten geht. Hier geht es nicht mehr um die Umwelt, hier geht es um Geld!

… werden sich durchsetzen, weil:

  1. Ökobilanz
    Die Ökobilanz eines Elektroautos hängt entscheidend vom Strommix ab mit dem er betankt wird. Aber selbst bei heutigem Mix rechnet sich ein Elektroauto schneller als manche denken, sobald man fair rechnet. Allein an den hohen Wirkungsgrad eines Elektromotors kommt man, wenn es um Ökobilanz angeht, nicht vorbei.
    Über 98% aller Wissenschaftler sind sich einig, dass der Klimawandel menschengemacht ist und das er mittelfristig zu schweren Folgen führt. Der hohe CO₂ Ausstoß ist ein Grund dafür. Wir können also auch (nicht nur) beim Individualverkehr nicht den Kopf in den Sand stecken!
  2. Leiser und sauberer
    Elektroautos werden zu sehr viel saubereren Städten führen. Der Teil des Feinstaubes und restlicher Emissionen werden mittelfristig aus den Städten verschwinden und sie werden ersetzt durch leise Elektroautos. Es ist also sogar zu erwarten, dass einen Teil des Verkehrslärms, der ebenfalls zu Stress und Unwohlsein führen kann, verschwindet.
    Für den Fahrer heißt es ausserdem noch ein Plus an Komfort: Die nervigen Start-Stopp-Automatiken die mehr schlecht als recht funktionieren, verschwinden, Schalten verschwindet und vibrierende Benzin- oder Dieselmotoren verstummen.
  3. Immer geladen
    Habe ich genügend Ladepunkte in Garagen, Parkhäusern und Parkplätzen, habe ich im Alltag praktisch keine Notwendigkeit mehr an eine Tankstelle zu fahren – mein Auto wäre praktisch immer voll geladen und ist Einsatzbereit. Ausserdem ergeben sich Differenzierungsmerkmale und Zusatzeinkommen für Parkhäuser und Supermärkte günstigen Strom an zu bieten.
  4. Weniger komplexe Technik
    Die Mechanik eines Elektroautos ist extrem simpel. Das Geheimnis steckt lediglich in den Motoren, dem Akku und der Regelelektronik. Die Lebensdauer des Motors und der Elektronik wird kaum zeitlich oder per Kilometer begrenzt und die Akkus halten (siehe oben) deutlich länger als gedacht – vergleichbar mit der Haltbarkeit eines guten Motors. Ausser diesen Teilen gibt es praktisch nichts was dramatisch kaputt gehen könnte: Kein Getriebe, kein Ölkreislauf, kein Benzinfilter, kein rostender Auspuff, kein Zahnriemen, kein Katalysator oder Kopfdichtung. Einen Teil des gesparten Wartungsgeldes kann man aufsparen für einen neuen Akku der, glaubt man aktuelle Tesla Fahrer, nach etwa 300.000km fällig werden könnte.
  5. Weniger Abhängigkeit von Ölstaaten / Ölpreis
    Was regen wir uns immer wieder an der Tankstelle auf: Der Benzinpreis ist gestiegen weil das Barrel Öl wieder teurer geworden ist. Was werden nicht Machtkämpfe und gar Kriege um Öl gefochten. Ziel eines jeden Landes sollte sein, die Abhängigkeit von so einer Defiziten Ressource so klein wie möglich zu halten. Die Lösung ist: Strom! In Europa produzieren wir genug davon – besonders in Skandinavien ist der Anteil der Erneuerbaren Energien sehr hoch und der Rest Europas kann davon profitieren. Verfolg man den Kurs der Regenerativen Energien weiter, könnten wir bald eine völlige Unabhängigkeit erreichen und gleichzeitig die Klimaziele erreichen!
  6. Spaß!
    Spaß, und das werden mir alle bestätigen können die schon einmal ein Elektroauto gefahren oder damit mitgefahren sind, machen sie! Die Power die direkt aus dem Stand zur Verfügung steht ist mit nichts zu vergleichen! So erreichen auch schon kleine Stadtflitzer Beschleunigungswerte eines Porsches. Wenn der Akku im Unterboden verbaut wird, fördert das sogar die Fahrstabilität und Straßenlage.
    Und der Sound? Ganz ehrlich: Bei welchen Autos heutzutage ist der Sound gut UND echt? Bereits teure Mittelklasse Limousinen setzen auf Soundmodule und teure Sportwagen auf Klappenanlagen um Innerstädtisch nicht jedem auf die Nerven zu gehen. Wer all diese Vorteile nur wegen des vermeintlichen “V8” Sounds seines Golf GTI aufgeben möchte, dem empfehle ich ein Soundmodul das die Innenlautsprecher verwendet…

… mein persönliches Fazit!

Zwar ist es irrelevant für die Wertung eines Arguments ob man selbst danach handelt oder nicht (Argumente ad Homimem), dennoch möchte ich natürlich auch meine persönlichen Konsequenzen wenigstens kurz darlegen.

Für mich scheint es, sollte man die Möglichkeit haben einen Neuwagen zu kaufen, am logischsten einen Stromer zu kaufen. Sowohl finanziell (und hier spielt der Wiederverkaufswert eine entscheidende Rolle – wer kauft denn in 5 bis 10 Jahren noch einen gebrauchten Diesel?) aber besonders auch für die Umwelt macht dies Sinn!

Allerdings habe ich mich für die Anschaffung eines Active Hybrid entschieden. Dafür gibt es zwei Hauptgründe. Der Erste ist, dass ich einen Firmenwagen fahre (fahren darf) und die Firma aktuell keine Elektroautos anbietet oder beschaffen kann. Der zweite Grund jedoch ist, dass es aktuell keine großen Elektroautos gibt die sich unproblematisch für eine Familie und für meine Hobbies (Modellauto Fahren und Tauchen) eignen. Ausser einem Tesla Model S oder X (ein SUV als Elektroauto den halben Sinn ad absurdum führt) ist kein Auto das aktuell verfügbar wäre, groß genug. Und die beiden Amerikaner sind schlicht und einfach zu teuer. Meine Hoffnung ist, dass in drei Jahren, wenn der Hybrid aus dem Leasing kommt, es neue erschwingliche Modelle in einer vernünftigen Größe gibt – sich also die Industrie endlich dazu entschließt die Produkte an zu bieten für die sich Verbraucher interessieren!

The lack of investment in EV platforms across a range of vehicle models is perpetuating a supply versus demand mismatch – a difficult cycle to break.

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Aus diesem Grund habe ich mich für einen Mercedes E300de (Diesel Hybrid) entschieden. Denn ich bin nach wie vor der Meinung, dass Diesel, speziell für Langstrecken, dem Benziner überlegen ist und er seine Stärken noch besser ausspielen kann im Zusammenspiel mit einem Elektromotor.

… aaaaaber:

Elektro wird nicht die Lösung aller Transportprobleme sein – die Zukunft wird bunter, wenn es um Treibstoffe geht. Hier spielen Elektroautos genau so eine große Rolle wie Biogas oder Wasserstoff (beispielsweise für LKW). Meines Erachtens wird es nicht eine einzige Lösung auf das Mobilitätsproblem geben – Akkus werden (zumindest soweit wir es absehen können) nicht in Langstreckenflugzeugen eingesetzt werden können oder große Frachtschiffe antreiben können. Daher ist der richtige Mix wichtig. Ein Mix der aber keinesfalls mehr das Verbrennen von nicht nachwachsenden Rohstoffen beinhaltet.

Bei aller Euphorie und Licht am Ende des Tunnels für den Individualverkehr muss man dennoch sagen, dass die beste Alternative immer der Fuß- oder Radweg ist oder die öffentlichen Verkehrsmittel.

Hast du etwas hinzu zu fügen? Gerne diskutiere ich in den Kommentaren. Ich bitte jedoch darum, immer Quellen für Behauptungen und Aussagen mit an zu geben.

Titelbild von Vlad Tchompalov on Unsplash

Update Februar 2023: Mittlerweile besitze ich selbst ein Elektroauto. Darüber wie es ist, einen Tesla Model Y zu kaufen, besitzen und zu fahren, berichte ich hier.

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7 thoughts on “Elektroautos…

  1. A great summary on averages around electric cars. Average energy consumption, average charging or battery capacity.

  2. Nachtrag zu einem guten Artikel von MIMIKAMA über das ständige Framing von Elektroautos als URSACHE für Kinderarbeit im Kongo.

    https://www.mimikama.at/aktuelles/elektroautos-kinderarbeit/

    Zwar habe ich oben ja schon erwähnt, dass (u.A. dank Elektroautos) der Kobalt-Anteil in Akkus gegen 0 geht (http://blog.vanzeist.com/the-serious-things-in-life/science/elektroautos/#…_Kobalt_und_die_Kinderarbeit!) – dennoch ist das immernoch eines der haupt Kritikpunkte gegen Elektroautos.

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